Endlich. Wieder. Zuhause – warum die eigenen vier Wände der schönste Ort sind
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!“ – nachdem wir nun fünf Euro direkt ins Phrasenschein getütet und uns kurz über den Volksmund echauffiert haben, so wenden wir uns umgehend der Wahrheit dieser sprichwörtlichen Aussage zu. Glaubt man den gängigsten Reise-Bloggern, so gibt es nichts Schöneres als Urlaub.
Glaubt man hingegen den gängigsten Reise-Portalen (Bewertungen und so), so gibt es nichts Schlimmeres als Urlaub.
Wir kürzen den immerwährenden Streit zwischen Anbietern und Angeschmierten ab und entscheiden uns kurzknappundwahrhaftig fürs Zuhausebleiben und wir schlagen hier auch eine Bresche für jeden Urlaubsmuffel und Homesitter!
Es lebe das eigene Zuhause, oder eben: „Warum die eigenen vier Wände der schönste Ort auf diesem Erdball sind.“
Reisen machen müde Beine – die Sache mit der Anreise
Der Start hat immer etwas Erhabenes. Selbst für den größten Flug-Schisser und Reise-Muffel ist der Start einer ordentlichen Verkehrsmaschine etwas Befreiendes. Wenn Schub, dann schon richtig! Bis man jedoch das Vergnügen hat, vom Bleifuss-Piloten endlich in den Sitz gedrückt zu werden, sind ellenlange Sicherheits-Checks notwendig, man darf sich auf eine außergewöhnlich hohe Parkticketrechnung, oder eine Anreise im horribel überfüllten ÖPNV einstellen und obendruff ist die Stimmung am Flughafen gelinde gesagt eher übertrieben hektisch (Hallo Berlin!). Kurzum bis auf wenige Augenblicke „Ketterechts“ ist der Weg ins hoffentlich idyllische Feriendomizil gepflastert mit Fußfesseln, Trittangeln und Krähenfüßen.
Von etwaigen Sturmausläufern, plärrenden Kindern oder volltrunkenen Junggesellenabschieden zu schweigen, kann auch auf einem Flug so einiges schief gehen. Gestresstes Flugpersonal, bestialischer Kaffee und ausverkaufter Tomatensaft sind an sich die kleinsten Übel der Aviation. Und ist man dann endlich an seiner Destination läuft man im schlechtesten Fall erstmal in eine Horde Junggesellen, die volltrunken „Anton aus Tirol“ anstimmen und den Jungesellen/innen-Abschied lautstark und sonnengegerbt in Benidorm zelebrieren wollen – masseltov!
Doch auch wer andere Anreisemethoden wählt, ist vor dem Roadblues nicht gefeit. Die Deutsche Bahn in Ehren, doch ist die Informationspolitik des ehemaligen Staatskonzerns vergleichbar mit der Omertà und der Servicegedanke abhängig von den Gestirnen und der Laune des Zugbegleiters. Die arme Seele, die versucht Radurlaub mit der Bahn anzutreten, weiß um die Untiefen der Zuganreise und so manche unbestätigte Quelle munkelt, dass es leichter sei einen Hochschulabschluss der Germanistik zu erwerben, als das Tarifsystem der Bahn zu verstehen. Bleibt noch die Anreise mit dem Flixbus oder der guten alten Karre: Viel Spaß im Stau!
Alles in allem bleibt zu sagen: Bis man endlich am Urlaubsort angekommen ist, ist man bereits vollkommen urlaubsreif und dann kommt ja noch die Rückreise!
Alles eine Sache der Verständigung
„Andere Länder, andere Sitten“ – pauschal gesehen, ist das genau der Grund warum wir Urlaub machen. Ab einem gewissen Alter jedoch, treibt es den Teutonen an, dort zu verurlauben, wo er sich nicht der sprachlichen Entblöstheit fürchten muss. Denn; es ist wohl oder übel eine unangenehme Erfahrung, sich in einem Lande zu befinden, in dem man weder der heimischen Mentalität noch der Zunge mächtig ist und sich aufgrund einer körperlichen Unpässlichkeit irgendwie verständigen muss. Sei es nun ein kaputter Wasserhahn oder ein gebrochener Zeh; mit Hand und Fuß ist die spezifische Kommunikation eher unsauber und so kann es zu babylonischem Unverständnis kommen, welche im schlechtesten Fall den Urlaub versaut.
Und so trifft man sich sprachwirrwarrtraumatisiert in einer italienischen oder spanischen Urlaubsmetropole, ordert das menu touristico aus der dreisprachigen Speisekarte und sinniert über die Sinnhaftigkeit eines Tapetenwechsels im Urlaub.
Essen? Ein Desaster …
Wir bleiben beim menu touristico. Die Geister sitzen vorm Scheidungsanwalt, geht es an die Kost während der schönsten Zeit des Jahres! Damit wir uns nicht falsch verstehen. Die Küchen dieses Erdballs haben unendlich viele Kostbarkeiten und Augensterne zu bieten. Von den legendären Garküchen Thailands (Pad Thai) über das Filetstück der amerikanischen Fleischküche (Pastrami) bis hin zur Münchner Weißwurst; es gibt so vieles zu Entdecken, zu Probieren und zu Kosten! Und doch erwischt man sich beinahe in jedem Städtetrip und Alltagsausbruchsversuch in der „wait until be seated“-Schlange eines scheinbaren Geschmacks-Tempels. Und spätestens wenn das Glutamat kickt und sich der verdorbene Magen mit unangebrachter Flatulenz ankündigt, weiß man es wieder: „Oma kann´s am besten.“
Doch müssen wir nicht in die Plattitüde flüchten. Selbst wenn das landestypische Gericht in gottgleicher Perfektion zubereitet ist, dem teutonischen Magen gereicht nicht jedes Gewürz und erst recht nicht jeder Grad an Schärfe und Feuer zur Verträglichkeit. Und wer bereits das fragwürdige Vergnügen eines „echten Chilis, eines echten Dalis oder eines echten hot pots“ überleben konnte, der weiß: „Es gibt Dinge, die können den schönsten Urlaub versauen.“
Der Verkehr, das Hotel und ein chaotisches Durcheinander
Und auch bei den Hardfacts des Urlaubs gibt es grandioses Potential zu scheitern. Ist das virtuelle Papier der Werbewebsite des Hotels geduldig, kann der Stadtverkehr eines Molochs frustrierend und auch die Hektik eines Transitflughafens absolut überfordernd sein, für die eigene Seelenruhe und das Urlaubsgefühl sind all diese Randfaktoren Gift und Galle.
Ob Asien oder Amsterdam, Autofahren auf diesen Straßen wird zum Stresstest der eigenen Stressresistenz und bereits eine einfache Taxifahrt in unaufgeregten Städten wie Rom wird im schlechtesten Fall zum Actionheldenabenteuerausflug mit Pulsausschlägen gen Kammerflimmern.
Spätestens wenn der stattliche Elefant des Elefantenreservoires nicht so will wie der Elefantenreservoires-Guide, wird das spielerische Vergnügen zur Hetzjagd mit dem vorzeitigen Ableben.
Und auch wenn YOLO auf sicherer Entfernung ein gänzlich jugendliches Lebensmotto ist, spätestens, wenn die eigenen Nerven an die Belastungsgrenze kommen, wird aus Übermut schnell hasenfüßiger Reißaus. Wir lassen also Chaos und Durcheinander hinter uns und widmen uns der einzigen Alternative…
Die Lösung? Zuhause!
Wir bleiben Zuhause. Und falls wir uns doch auf die falsche Fährte der Tourismus-Industrie einließen und einen Städtetrip, Wellness-Urlaub oder doch etwas Abenteuerliches in Afrika gebucht haben, nach Ankunft in München, Frankfurt oder Hamburg lässt sich der heimische Flughafen-Boden ganz päpstlich begrüßen. Denn die Erkenntnis einer jeden Reise ist stets, ständig und für alle Zeit die gleiche: Zuhause ist es doch am schönsten.